Azulejos handgefertigte portugiesische Dekorfliesen
Das portugiesische Wort für Fliesen ist "Azulejos" und stammt aus dem Arabischen "Al zuleia",
was soviel wie "flacher, glatter, polierter Stein" bedeutet. Da der islmaische Glaube bildliche Kunst nicht erlaubt, suchten die Mauren andere Formen,
um Innengebäude, Fassaden und Moscheen künstlerisch mit Ornamenten und dauerhaften, leuchtenden Farben zu verschönern.
Church's tiles
Foto: (c) pedrosimoes7
Spanien betrieb zwar eine von den Mauren unabhängige Politik, orientierte sich aber
kulturell und künstlerisch weiterhin am Leitstern der islamischen Welt, dem Kalifenhof in Bagdad,
dem man nicht nur in Staats- und Hoforganisation nacheiferte, sondern auch auf dem Gebiet der dekorativen Kunst. So kamen die
glasierten Fliesen (Azulejos) zuerst nach Spanien. Noch heute sind die verzierten Fliesen in maurischen Bauwerken wie in der "Alhambra von Granada" zu sehen.
Die portugiesischen Mosaikkacheln/Mosaikfliesen (Azulejos) entstanden demnach erstmals im Jahre 1489 in Anlehnung an andalusische
Ornamentfliesen, welche dem portugiesischen
König D. Manuel I. bei einer Spanienreise so gut gefallen haben, dass er sie in seinem Sommerschloss in Sintra bei Lissabon anbringen liess.
im Palast Marqueses de Fronteira
Foto: (c) zip 95
Zu dieser Zeit wurden nur Kirchen und Paläste mit den kostbaren Fliesen verziert, in der Regel grosse figürliche Wandbilder,
doch als nach dem furchtbaren Erdbeben 1755
in Lissabon fast die gesamte Altstadt neu errichtet werden musste, fanden die Azulejos auch
Anwendung im normalen Hausbau. Beliebt waren neben einfachen Mosaikarbeiten Darstellungen der Weinlese, umlaufende Bordüren oder Stilleben an
Fassaden, Gartenmauern, Brunnen und in
Treppenhäusern.
Portugal ist das Land Europas, in dem es die meisten Fliesenwände gibt. In fast allen portugiesischen Kirchen, Kapellen und Klöstern,
in vielen Herrenhäusern, einfachen Stadthäusern, an tausenden Fassaden - nicht nur in Portugal selbst, sondern auch auf den Inseln, den
Azoren und Madeira - sind die Azulejos noch heute so erhalten, wie sie im Laufe der Jahrhunderte angebracht wurden.
Die unterschiedliche Farbgebung wird durch Metalloxyde erreicht: Kobalt (blau),
Kupfer (grün), Magnesium (braune, schwarz), Eisen (gelb),
Zinn (weiß).
Die Fliesen faszinieren noch heute durch ihre Muster, Malereien, die eindrucksvolle Leuchtkraft der Farben und herrliche Glasuren.
Zu Beginn der Keramikfliesen-Produkion gab es keine einheitliche Größe, aber ab dem 16. Jahrhundert begann
man die Abmessungen auf 13,5 x 14,4 cm zu vereinheitlichen.
Die Ornamente und Techniken variierten im Laufe der Zeit.
So dekorierte man die Fliesen mit Blumensträußen in Vasen oder Körben, stellte Vögel dar, Kinder und das ländliche Leben.
Tiles of Lisbon
Foto: (c) Duncan Rawlinson
Um zu verhindern, dass die Farben ineinander verliefen, musste man die Muster mit Abgrenzungen versehen. Ein Beispiel dafür ist die
Corda-Seca-Technik (trockene Schnur-Technik), bei der Schnüre in vorher eingeritzte Vertiefungen gelegt werden.
Die Arista-Technik bediente sich Tonplatten mit kleinen Stegen.
In Coimbras "Alter Kathedrale" und im Palast Pena von Sintra findet
man die andalusischen Azulejos in den Farbtönen weiß, blau und grün.
In Portugal begann man sofort mit der Majolika-Technik (Fayence), da sich alle anderen Techniken als zu aufwendig erwiesen.
Die gebrannten Fliesen wurden mit einer Zinnglasur überzogen, auf die die Farben aufgetragen und eingebrannt werden konnten.
Eine andere Technik war es, die Farbe mit einem Schwamm, Stempel oder Ornamente per Ritztechnik aufzutragen.
Eine spätere moderenere Ornamenttechnik war das Aufspritzen der Farben (Stil: Art Deco).
SOS Azulejo
Was wären die Städte, kleinen Orte, Schlösser und Landsitze Portugal´s ohne Dekorfliesen? Die meist großformatigen Wandmosaiken aus
blauen oder andersfarbigen Kacheln schmücken bis heute viele Häuser und Kirchen. In den letzten
Jahren häufen sich jedoch die Fälle dreister Azulejo-Diebstähle im Land.
Ein neues Projekt mit Namen "SOS Azulejo" will nun Käufer und Besitzer historischer Azulejos sensibilisieren. (http://www.sosazulejo.com)
Kirche - Igreja de Madre Deus in Lissabon
Foto: (c) oksidor
Sehenswert sind das Portal im Manuelinischen Stil sowie die Fliesen der Igreja de Madre Deus - "Kirche der Mutter Gottes" im Lissaboner
Ortsteil Xabregas am Ufer des Tejo.
Die Muttergotteskirche gehört zum ehemalige Kloster gleichen Namens, in dem heute das
Nationale Fliesenmuseum untergebracht ist.
Es gibt in der Igreja de Madre Deus nachweislich noch über 6000 holländische Dekorfliesen. Einige Arbeiten sind aus portugiesischen Werkstätten.
Der Hochchor, wo der Gottesdienst abgehalten wurde, besticht durch die üppige barocke Dekoration, vor allem durch das Chorgestühl,
die Reliquienschreine und die Wandfliesen.
In einer Beschreibung der Kirche von 1707 heißt es, dass die Wandhgemälde sehr hoch angebracht sind, um nicht den wunderbaren
Fliesenschmuck der "Azulejos" zu verdecken.
Die sehr verschiedenen Fliesenmotive: so zum Beispiel Mönche, Eremiten, Bäume, Vögel, Schäfer, Gebirge, spielende Putten zwischen Blumen und Fruchtkörben,
passen sich harmonisch den architektonischen Formen der Kircheninneinrichtung an.
Moses, geblendet von einer Erscheinung, lauscht den Worten Gottes, Krokodile in einem
Gewässer in ägyptischer Landschaft,
Garten mit einem Brunnen, umlaufende Bordüren, Soldaten mit Hellebarde, Statuen,
flötespielende Hirten, bäuerliche Gestalten, die Weisen aus dem Morgenland,
exotischen Tiere, Allegorien der Elemente Feuer, Luft und Erde, Faun mit einer Weinranke, lesender Eremit unter einem schützenden
Holzdach in weiter Landschaft mit Hirt und Schafen,
Fliesenbild mit Hirschen,
ein Mönch bittet um Ruhe, in Medaillons sind die "Fünf Sinne" dargestellt.
Handgefertigte portugiesische Fliesen
Handgefertigte portugiesische Fliesen von Castelo ® in unzähligen Mustern und Farben.
Eine besondere Art der Boden-oder Wanddekoration ist heutzutage der Einbau portugiesischer Keramikfliesen. Sie passen außerordentlich gut in
Wohnräume, das Bad und die Küche.
http://azulejos-portugal.com
http://www.sintraantiquetiles.com
Museu Nacional do Azulejo - Nationales Fliesenmuseum
National Tile Museum - Rua Madre de Deus 4 - Lissabon
Tel:(+351) 21 8100340 | Fax: (+351) 21 8100369
Email: mnazulejo@imc-ip.pt
http://mnazulejo.imc-ip.pt
Das Museum befindet sich im Kloster - Madre de Deus in Lissabon.
Die beeindruckende Kachelsammlung zeigt die historische, technische und
künstlerische Entwicklung der portugiesischen Dekorfliesen vom 15. Jahrhundert bis zur heutigen Zeit in Portugal.
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Foto: (c) P Donovan
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