Portugiesische Karavellen
Karavelle -
Im Portugiesischen wird der Begriff "caravela" mit "carvalho" (übersetzt: Eichenholz) als Baumaterial der Karavellen in Verbindung gebracht.
Unter der Schirmherrschaft von
Heinrich dem Seefahrer gelangten die Portugiesen mit der Umseglung von Kap Bojador im Jahre 1434 in
die weit entfernten Gewässer des Atlantik, dessen schwierigen Wind- und Strömungsverhältnisse keine einfache Rückreise vor dem Wind mehr gestatteten.
Es mussten neue Segeltechniken entwickelt werden.
So wurden die Inseln der Azoren zwischen 1432 und 1444 von
Gonçalo Velho Cabral bei einer Erkundungs-Expedition entdeckt.
Wesentliche technische Erfindungen wie der Kompass, das Astrolabium bzw. der Jakobsstab oder für die damalige Zeit sehr exakt ausgearbeitete
Seekarten wurden bereits genutzt. Da jedoch die Entfernungen von den Heimathäfen immer größer wurden,
benötigten die Seefahrer zunehmend Schiffe, die lange Strecken schnell und
wenn nötig, auch ohne Aufenthalt zurücklegen konnten.
Dies erforderte nicht nur technisch die Fähigkeit, hoch am Wind segeln zu können,
sondern auch ausreichend Proviant und Ersatzteile
für eine längere Reise mitzuführen. Es wurden Schiffe benötigt, die auch
ohne Werft eine Überholung
des Rumpfes und andere dringende Reparaturen zuließen. Des weiteren mussten
diese Schiffe zur Fortführung der Entdeckungen in der Lage
sein, die Erforschung der Strömungs- und Windverhältnisse
im Atlantik abzusichern und die Möglichkeit bieten, auch flache Küstengewässer und Flussläufe zu befahren.
Video der Karavelle Santa Maria (Nachbau) von Columbus (Madeira)
Auf der Karavelle Santa Maria kann man mit der Karavelle
(Madeira) Ausflüge wie zu Zeiten von Christoph Columbus unternehmen.
Die "Santa Maria" hat Platz für mehr als 100 Passagiere und ist mit einer Bar und Sanitäranlagen ausgestattet.
http://www.madeirapirateboat.com
Man musste bei immer größeren Entfernungen mehr Mannschaft, ausreichend Lebensmittel und Fracht transportieren können.
Die Karavellen Vasco da Gamas nahmen auf ihrer 3 ½ jährigen Reise immerhin
schon 2600 kg/Person Lebensmittel mit. Der Schiffsschreiber hielt damals genau fest woraus diese Lebensmittel bestanden: eine tägliche Ration aus Schiffszwieback, gesalzenem Fleisch oder Fisch, Reis oder Trockengemüse, einem Liter Wasser und ¾ Liter Wein.
Von den 148 Seeleuten auf der Entdeckungsreise nach Indien kehrten nur 55 wieder nach Portugal zurück.
Und man musste auch das Gewicht der Schiffskanonen samt Pulver berücksichtigen, auf das man nicht verzichten konnte.
Karavelle in Vila do Conde
Aufbauend auf den Erfahrungen der portugiesischen Seeleute beim Befahren des Atlantik, entwickelten sich ab dem 15. Jahrhunderts die
Karavellen zur "Caravela Redonda", auch als "Nao" bezeichnet.
Die Nao (von lat. navis "Schiff") ähnelte in ihrem Aufbau einer Karavelle, war jedoch ein größerer und
um vieles schwerer Zwei- oder Dreimaster und damit besser zum Überwinden größerer Entfernungen mit mehr Fracht geeignet.
Den originalen Nachbau einer "Nao" aus dem 16. Jahrhundert gleich einem der Schiffe, mit denen die portugiesischen Seefahrer ihre
Entdeckungs-und Handelsfahrten machten (Vasco da Gama - "S. Gabriel",
Ferdinand Magellans - "Victoria", Christoph Columbus - "Santa Maria", Bartolomeu Dias, Pero de Alenquer)
kann man in Vila do Conde besichtigen. Museum und das Schiff befinden sich am Flussufer » Cais da Alfândega.
Karavelle Boa Esperança - Bartolomeu Dias
Um den 500. Jahrestag der Umseglung vom "Kap der Guten Hoffnung" zu begehen, ließen portugiesische Auswanderer
in Südafrika die Karavelle "Boa Esperança" nachbauen.
Das Schiff befindet sich im Museum der Entdeckungen in Mossel Bay Südafrika, wenn es nicht gerade an einer Regatta teilnimmt.
Die Karavelle wurde auf einer Werft in Vila do Conde in mühevoller Handarbeit
erbaut, am 28. April 1990 zu Wasser gelassen und ist seitdem ohne Zwischenfälle tausende Kilometer gesegelt.
Foto: (c) Antonio Gonçalves - Lissabon von einem Segelschiff aus gesehen
Karavelle Vera Cruz
Nach der Fertigstellung der "Boa Esperança" begann man in Vila do Conde ein anderes Schiff nachzubauen:
die 23.8 Meter lange Karavelle "Vera Cruz" um den 500. Jahrestag der Entdeckung
(durch die Portugiesen) von Brasilien zu begehen. Wenn sie nicht auf Fahrt ist, liegt sie
vertäut im Hafen von Lissabon (Doca de Alcântara) und kann besichtigt werden.
Die Flotte unter dem Kommando von Pedro Álvares Cabral der zu diesem Zeitpunkt 33 Jahre alt war, verließ
am 9. März 1500 um die Mittagszeit den Hafen von Lissabon. Einen Tag vorher wohnten die Seeleute
einer Messe bei und wurde von der Bevölkerung, dem Hofgefolge und dem König verabschiedet.
Sie segelten Richtung Kanarische Inseln und weiter nach Cabo Verde, wo sich schon
eine portugiesische Kolonie niedergelassen hatte. Der Äquator wurde am 9. April
erreicht und sie segelten weiter nach Westen immer weiter weg von der afrikanischen Küste, wobei Segeltechniken angewendet wurden die die portugiesischen Seefahrer
"Volta do mar"
nannten das Segeln in "großen Bögen" niemals nur geradeaus um die Winde und Strömungen aufs vorteilhafteste zu nutzen.
So segelten sie, bis unvorbereitet am 22. April 1500 unbekanntes Land hinter dem Horizont auftauchte
(im heutigen Staat Bahia) und Cabral nach der Landung
den hoch aufragenden Berg "Monte Pascoal" nannte und das neu entdeckte Land "Vera Cruz".
Nächstes Ziel war 65 km weiter eine große Bucht, wo man ankerte und sie auf den Namen
"Porto Seguro" (Sicherer Hafen) taufte.
Der erste Kontakt mit den Eingeborenen verlief ohne Komplikationen. Diese kannten schon das Feuer, jedoch nicht die Metallverarbeitung.
Heute wird von den Historikern diskutiert, warum Cabral, der ja eigentlich
nach Indien wollte, einen unbekannten Seeweg wählte und von der eigentlichen bekannten Route abgewichen ist.
Die einen sagen: es waren die Winde und damit die verbundene "Volta do mar", andere meinen dass es
schon vier Jahre zuvor Kenntnisse über ein Land in Richtung Westen gegeben haben muss und Cabral einfach entschieden hat, da mal hinzufahren.
Karavelle in Vila do Conde
Der interessierte Besucher kann in alle Schiffsräume gehen, sich die Kajüte des Kapitäns und im unteren Teil
des Schiffes den Laderaum ansehen. Dort wird auch erklärt, dass die Karavellen
ihre Fahrten nicht nur mit viel zu viel Besatzung begannen, sondern auch mit
schweren Steinen im Kielbereich.
Man wusste aus Erfahrung: Der Skorbut wird im Verlauf der Reise
seinen Tribut fordern, deshalb nahm man mehr Personal mit, als man benötigte
(120 bis 150 Menschen auf der kleinen Karavelle) und die Steine und Felsbrocken,
manchmal auch Marmor, brauchte man um das Schiff bei starkem Wind zu stabilisieren.
Die Steine wurden dann am Zielort zu Kirchen und anderen Gebäuden verbaut und auf dem Rückweg sorgte
die schwere Handelsfracht für Stabilität. Erst als portugiesische Seefahrer von den Chinesen erfuhren,
dass frisches Obst und Gemüse (von
Vitamin C wusste man ja damals noch nichts) den so gefürchteten
Skorbut vermeiden konnten, brauchte man nicht mehr so viele Menschen auf die monate-oder jahrelangen Fahrten mitzunehmen.
Fanden sich nicht genug freiwillige Mitfahrer, wurden sie kurzerhand aus den Gefängnissen geholt und vor die Wahl gestellt, was ihnen lieber sei.
Andererseits legte man schon damals großen Wert auf qualifizierte Handwerker, die nicht nur
das Schiff instandhalten konnten, sondern auch am Zielort beI der Besiedlung der neuentdeckten Gebiete unabdingbar waren.
Auf dem Schiff gibt es außer für Kapitän und Kartograph keine Schlafplätze, die
Matrosen schliefen dort wo gerade Platz war, meist auf dem offenen Deck.
Es gibt weitere Karavellen, alle auf der Werft in Vila do Conde gebaut: eine
segelte nach Madeira, eine nach Faro und eine nach Südafrika. Die Karavelle in Vila do
Conde ist funktionstüchtig, wurde aber als touristische Attraktion und Teil des Museums ohne Segel am Kai vertäut.
Öffnung: Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr,
Führungen in deutsch
Museum - Construcão Naval - Alfândega Régia
Das im 15. Jahrhundert als Zollamt verwendete Gebäude (Alfândega Régia) aus der Blütezeiteit der Entdeckungsfahrten wurde in ein originelles
Museum umgewandelt. Zu sehen sind die wichtigsten Waren mit denen die Portugiesen per Seeweg Handel trieben: wie Gold, Baumwolle, Gewürze und Eisen.
Weiterhin wird über den Schiffbau dieser Zeit berichtet und die herausragende Stellung von Vila do Conde als Hafenstadt.
Wer die Ursprünge und den Werdegang der portugiesischen Entdeckungsfahrten ab dem 15.
Jahrhundert und den rasanten Aufstieg Portugals zur Welt-und Handelsmacht in dieser Zeit nachvollziehen will, sollte sich das Museum ansehen.
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