Portugiesische Legenden

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Portugiesiche Legenden

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Die Liebe zu Ofa

Legenden aus Portugal
Diese Legende beruht auf einer wahren Begebenheit in der Zeit des Mittelalters unter König Johann II. (1455 - 1495), als die spanischen Juden vor der Verfolgung der spanischen Kirche auf portugiesisches Gebiet flüchteten und unter dem ausdrücklichen Schutz des Königs standen. Einer dieser Juden war der Witwer Zacuto, seines Zeichens ein reicher Mann. Gleich nach seiner Ankunft kaufte er von seinem durch Handel erworbenen Vermögen Ländereien, Schafherden und ließ zudem ein großes Haus errichten. Die Nachbarn fragten verwundert, warum sich der Mann, der doch allein lebte, so viele Umstände machte. Doch als das Haus bezugsfertig war, erschien eines Tages wie aus dem Nichts eine aus Spanien kommende jüdische Familie. Also hat er doch Angehörige, stellten die Nachbarn fest. In der Gruppe der Ankömmlinge befand ich auch ein Mädchen von außergewöhnlicher Schönheit. namens Ofa. Am ersten Tag ihres Erscheines in Castelo Rodrigo, kam es zu einem Auflauf auf den Straßen des Ortes, denn zu ungewöhnlich war die strahlende Schönheit des jungen Mädchens. Sie wurde von den Einwohnern begafft, man sprach über ihre Schönheit und die Kinder schenkten ihr Blumen. Die Familie war indes überglücklich, dass sie in Castelo Rodrigo eine neue Heimat gefunden hat. Auch die Burschen des Ortes und der Umgebung waren von Ofa hingerissen und versuchten alles, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, obwohl sie wussten, dass ihre Eltern aus religiösen Gründen einer Verbindung mit einer Jüdin nicht zustimmen würden. Die Schönheit Ofas war in aller Munde und kam auch dem Grafen von Cinco Vilas zu Ohren, einem jungen Mann, der für den Reichtum seiner Familie und auch für sein Draufgängertum bekannt war. "Ich werde mit dieser Schönheit noch vor dem Winter ein Stelldichein haben" wettete er mit seinen Freunden. Um in die Nähe des Mädchens zu gelangen, schlug er Zacuto ein vorteilhaftes Geschäft vor.
Klostergarten Tomar
Der ahnungslose Mann schnappte sofort nach dem Haken und war sehr zufrieden, wie gut sich die Geschäfte in der neuen Heimat angingen. Doch dem Grafen reichte diese Annäherung nicht aus, hatte er doch Ofa immer noch nicht zu sehen bekommen. Also vereinbarte er mit seinen Freunden, dass sie Zacuro scheinbar überfallen sollten. Er würde dann wie zufällig daherkommen und den Juden aus der Not retten. So geschah es. Der Plan ging auf, denn der überaus dankbare Zacuto lud seinen Retter in sein Haus ein. Die Wette war gewonnen. Doch womit der Graf nicht gerechnet hatte, war der Umstand, dass er sich beim Kennenlernen in das schöne Mädchen unsterblich verliebte - und sie auch in ihn. Die Beiden begannen sich zu treffen, heimlich, denn sie nahmen an, dass die Familien die Liebe zwischen ihnen nicht tolerieren würden. Wenn die Nachbarn den Grafen sahen, wie er sich davonstahl, um sich mit Ofa zu treffen, murmelten sie: "Ah, da geht er hin und liebt Ofa." Die Romanze ging glücklich aus, da sich die spanischen Juden in Portugal zum christlichen Glauben bekehren mussten und als Neue Christen auch zur Heirat mit Alten Christen berechtigt waren. So bestand kein Einwand mehr, als die reichen und geachteten Familien beider von der Liebe Wind bekamen und ohne Umstände die Heirat genehmigten. Die prächtige Hochzeit wurde drei Tage lang im Kloster Santa Maria Aguiar gefeiert. Das zur Hochzeit geladene Volk ließ die Brautleute mit den Rufen "Marofa ... Marofa ... Marofa" hochleben. Auf diese Weise wurde das Symbol für Glück und Freude, dass mit einer Wette seinen Anfang genommen hatte, zum Namen des Gebirges bei Castelo Rodrigo, die heute Serra de Marofa genannt wird.

Die Sonnenuhr

Das ist eine recht lustige Legende, die beschreibt, wie es zugeht, wenn verschiedene Kulturen und Gewohnheiten aufeinander treffen. Als die Römer auf die Iberische Halbinsel kamen, sahen sich die Lusitaner mit den römischen Gepflogenheiten konfrontriert. Sie verstanden diese nicht so recht, doch als das Misstrauen überwunden war, sah man ein, dass man von anderen immer noch etwas lernen kann. Quintus Lallius war ein römischer Straßen-und Brückenbauer, ein geschickter und kluger Mann, erfahren in der Organisation seiner Arbeit und die seiner Bauleute. Zu dieser Zeit hieß die Gegend, in die er kam, Egitânia, das heutige Idanha-a-Velha. Es sollten nun, wie immer wenn die Römer ein Gebiet besetzten, eine Heerstraße und eine solide Brücke errichtet werden. Die Einwohner von Egitânia, umgänglich und freundlich, hatten nichts gegen den Bau einer Brücke in ihrem Ort einzuwenden. Sofort erklärten sie sich bereit, beim Bau mit anzupacken. Zu Beginn ließ sich die Arbeit auch gut an. Quintus Lallius war an einen raschen Arbeitsrythmus gewöhnt und hatte kein Verständnis für langatmige Pausen und Unterbrechungen. Er selbst hielt seine Termine ein, genauso wie er promt ausführte, was vereinbart war. Doch die Dorfbewohner waren anderer Ansicht, sie lebten in den Tag hinein und wenn abgesprochen war, dass morgens Steine geliefert werden sollten, konnte man sicher sein, dass sie erst am Abend oder gar erst am nächsten Tag auftauchten. Verspätungen bereiteten ihnen kein Kopfzerbrechen und sie hielten sich an keine Abmachungen. Sie erschienen zu Arbeit, wann es ihnen passte und waren sich keiner Schuld bewusst, wenn dieses Erscheinen etwas später war, als abgesprochen. Sie waren der Ansicht, dass man eher eine Ziege, ein Schaf oder Huhn verlieren könne, die Zeit jedoch nicht. Denn nach der Zeit, kommt mehr Zeit... Quintus Lallius war im Angesicht dieser laxen Arbeitsmoral und Unpünktlichkeit schier verzweifelt. Da hatte er eines Tages die geniale Idee, seinen widerspenstigen Arbeitsleuten einen Hahn zu schenken, in der Hoffnung, dass sie so bei Morgenanbruch pünktlich aufwachen und zur Arbeit kommen würden. Die ersten Tage mit Hahn verliefen zufriedenstellend, aber dann begannen wieder die Verspätungen überhand zu nehmen. Die Lusitaner meinten, dass der Hahn mit seinem Gekrähe nur störe und im Kochtopf besser aufgehoben sei, als auf dem Hof.

Der leidgeprüfte Quintus Lallius wusste nicht, was er noch anstellen sollte, um das Problem zu lösen. Da kam ihm seine Frau, die kürzlich aus Rom eingetroffen war, zur Hilfe. Sie schlug den Bau einer Sonnenuhr vor. Vielleicht würden sich die Arbeitsleute an die Zeiteinteilung gewöhnen und pünktlich zur Arbeit erscheinen. Begeistert von dieser Idee nahm Quintus Lallius die Sonnenuhr in Angriff. Er selbst befestigte den Stab und ließ folgende Inschrift einmeißeln:

Quintus Lallius, Bürger
von Merida Augusta, gab
in guter Absicht eine
Sonnenuhr den Egitanern

Die lateinische Inschrift der Sonnenuhr, die Brücke und andere Bauten, haben seitdem viele Jahrhunderte unbeschädigt überstanden und sind noch heute in Idanha-a-Velha zu besichtigen.

Belisandra

Schon in der Bibel steht geschrieben, dass die Menschen zu allen Zeiten Heuschreckenplagen fürchteten. Vor langer Zeit wurde auch Castelo Novo von einem Heuschreckenschwarm bedroht. Im Dorf lebte zu dieser Zeit ein Mädchen namens Belisandra, die wegen ihrem Ruf als "Hexe" von den anderen gemieden wurde. Als einzige Begleitung hatte sie eine Katze. Immer, wenn Belisandra durch das Dorf ging, wurde sie beschimpft und ausgelacht. Auch ihre Mutter Lisandra und Grossmutter Cassandra erfuhren das gleiche Schicksal; niemand wollte mit den
Burgtor von Castelo Rodrigo
Castelo Rodrigo
Foto: (c) LeonardoG
Frauen etwas zu tun haben. Die Menschen im Dorf hatten keine Beweise für ihre Abneigung, doch wurde gemunkelt, dass Belisandra Sonne und Regen kontrollieren könne, Krankheiten heilen und vieles andere.... Belisandra half allen, die zu ihr kamen, obwohl sie wusste, dass am nächsten Tag wieder schlechtes über sie geredet wurde. Eines Tages, die Ernte stand bevor, verdunkelte sich der Himmel. Zu Beginn begriff niemand, was geschah, aber dann sahen die Menschen, dass sich eine riesige Wolke Heuschrecken dem Dorf näherte. Zum ersten Mal rannten alle gemeinsam und nicht heimlich in der Dunkelheit zum Haus der drei Frauen, die sie immer als Hexen angeprangert hatten. Belisandra gab ihnen den Rat, eine Prozession zu Ehren der Heiligen Schmerzensmutter durchzuführen, denn nur diese könne helfen und die Plage abwenden. So geschah es auch. Während der Prozession beteten die Menschen inbrünstig Litaneien und Psalmen, als die Heuschrecken tot vom Himmel fielen und die dunkle Wolke verschwand. Erleichtert und überaus dankbar beschloss die Dorfgemeinde, nun jedes Jahr um die gleiche Zeit eine Prozession zu machen. Dieses Versprechen ist bis in die heutige Zeit erhalten geblieben: immer in September wird die Schmerzensmutter geehrt. Belisandra lebte weiter ihr abgeschiedenes Dasein, doch seit ihrem Rat wurde sie als "weise Frau" und nicht als "Hexe" anerkannt. All die Jahrhunderte bis heute wurde gerätselt, wie eine Frau die Naturgewalten beherrschen kann.



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